Eine Braune Kuh mit ihrem Kälbchen, das gerade bei der Kuh Milch trinkt auf einer Wiese

Rinder

Die Rinder


Rindermast

Wer kennt sie nicht, die schönen Werbebilder von Mastrindern, die auf dicken Strohlagern stehen oder fröhlich draussen herumspringen? Leider sind solche Bilder nur ein Teil der Wahrheit. Es stimmt zwar, dass in der Schweiz die Programme BTS (Besonders Tierfreundliche Stallsysteme) und RAUS (Regelmässiger Auslauf ins Freie) staatlich gestützt und in der Werbung gerne propagiert werden.Tatsächlich sind gerade in der Nicht-Label-Rindermast schon seit Jahren keine Fortschritte in Bezug auf das Tierwohl mehr erzielt worden. So ist die Haltung der Mastrinder auf nur teilweise mit Gummimatten abgedecktem Betonboden und ein paar kleinen Fenstern mit Tageslicht durchaus erlaubt. Bei Masttieren werden etwa 70% der Tiere in tierfreundlichen Stallsystemen gehalten. Regelmässigen Auslauf erhalten etwa ebenso viele. Das Fleisch von Tieren aus solchen Betrieben wird normalerweise unter einem speziellen Label vermarktet.

Die Schweiz weist beim Rindfleisch einen hohen Selbstversorgungsgrad von ca. 85% auf. Als Konsumenten müssen wir uns bewusst sein, dass nur der Kauf von Schweizer Labelfleisch auch das Tierwohl der Masttiere fördert. Der Kauf von Rindfleisch aus Schweizer Produktion ohne Label („Schweizer Fleisch“) hingegen unterstützt − zumindest indirekt − das unglückliche Drittel der Tiere, die unter den oben erwähnten Bedingungen leben muss. Und importiertes Rindfleisch sollte schon gar nicht auf den Teller kommen.

Immerhin konnten bisher einige grundlegende Faktoren verbessert werden: Das Verbot des permanenten Einsatzes von Nasenringen als Saugschutz und die Minimalhelligkeit im Stall. Der STS unterstützt auch fortschrittliche Fleischerzeugungen wie die Mutterkuhhaltung, bei der die Tiere bis zur Schlachtreife mit ihren Müttern zusammengehalten werden und täglichen Auslauf oder Weidegang erhalten.

Der STS bietet auf der Webseite www.essenmitherz.ch einen umfassenden Vergleich von Produkten tierischer Herkunft, welche in der Schweiz erhältlich sind. Als Konsumenten sollten wir nur Rindfleisch von Produkten mit der Wertung „TOP“ oder „OK“ kaufen und vom Rest die Finger lassen. Denn auch in der Schweiz wird letztlich das produziert, was auch verkauft wird. Die Produzenten müssen für mehr Tierwohl im Stall sensibilisiert werden, aber für ihr Fleisch auch einen vernünftigen Erlös erhalten. Auf politischer Ebene wird sich der STS weiterhin für regelmässigen Auslauf und Weide bei allen Rindern einsetzen und mit Kontrollen im Bereich Tiertransport und Schlachtung die übrige Kette für Rindfleisch abdecken.

Milchgewinnung

Die Milchgewinnung in der Schweiz ist heute bei vielen Betrieben eine hoch spezialisierte, mechanisierte und teilweise industrialisierte Produktion. Milchmengen von 10’000 Litern und mehr pro Kuh und Jahr sind fast als Standard anzusehen. Der Einsatz von Melkrobotern ist immer häufiger und die Tierzahlen pro Betrieb steigen stetig an. Künstliche Besamung, Sexing (der Einsatz von geschlechtsdefiniertem Samen) und auch Embryotransfer liefern die perfekte „Designerkuh“. Die Kuh von heute ist längst nicht mehr die universelle Lieferantin von diversem Fleisch, Milch und Milchprodukten sowie Landschaftspflegerin und Produzentin von wertvollem Humus mehr.

Heute ist sie zu einer Milchfabrik verkommen. Diese Fabrik ist so ausgetüftelt, dass bereits kleinste Unregelmässigkeiten in der Fütterung zu Krankheiten oder gar Abgängen führen. Verbunden damit ist der regelmässige Einsatz von Antibiotika am Ende der Melkzeit (Laktation). Die Verwendung der Kälber dieser Tiere ist unterdessen unwirtschaftlich. Gleichzeitig gibt es gerade in den Berggebieten noch sehr viele kleinere Betriebe mit Anbindehaltung, bei der den Tieren an gerade einmal 90 Tagen im Jahr Auslauf gewährt werden muss. Damit einhergehen sehr unerfreuliche Entwicklungen für das Tierwohl: Kühe mit Hörnern sind fast keine mehr anzutreffen, die Nutzungsdauer der Tiere sinkt kontinuierlich und in der Zucht wird fast nur auf Hochleistungsrassen gesetzt. Solche Tiere erfordern zum Erreichen Ihrer Spitzenleistung auch eine eigentlich nicht artgerechte Fütterung. Leider unterstützt die Politik diese Entwicklung noch durch falsche Lenkungsmassnahmen oder fragwürdige Deregulierungen des Marktes. Dass es auch anders geht, zeigen einige Labels oder auch direkt vermarktende Bauern.

Diese gehen von der einseitigen Zucht auf Milch wieder zurück zu den klassischen Zweinutzungsrassen (Milch, Milchprodukte und Fleisch). Sie können den Tieren ihre Hörner lassen, weil sie grosszügige Platzverhältnisse im Stall schaffen. Oder sie lassen die Kälber über mehrere Monate bei ihren eigenen Müttern Milch saugen, bis sie genügend Grünfutter selbst aufnehmen können und entwöhnt werden.

Im Tierschutz wurde erreicht, dass das Enthornen nur mit lokaler Betäubung und bei älteren Tieren zusätzlich nur von einer Fachperson ausgeführt werden darf. Die Anbindehaltung konnte reduziert werden, bleibt jedoch gerade in den Berggebieten ein Problem. Ziel ist der konsequente Bau von Laufställen und regelmässiger Weidegang für alle Kühe. Ausserdem setzt sich der STS für faire Milchpreise ein und unterstützt die oben erwähnten alternativen Produktionssysteme sowie die staatlichen Förderprogramme BTS (Besonders tierfreundliche Stallsysteme) und RAUS (Regelmässiger Auslauf ins Freie) als Anreiz für bessere Bedingungen beim Tierwohl.

Ziel der Zucht muss es wieder sein, eine gesunde und robuste, alpungsfähige fortpflanzungsfreudige und langlebige Kuh zur Gewinnung von Milch, Milchprodukten und Fleisch gleichermassen zu erreichen. Wenn diese Kuh auch noch behornt sein darf, ist dies umso besser.

Kälbermast

In der Schweiz hat die Produktion, die Vermarktung und der Verzehr von Kalbfleisch einen im Vergleich zum übrigen Europa einzigartig hohen Stellenwert. Nur in Italien gibt es noch ähnlich viele Speisen aus oder mit Kalbfleisch. Die Spezialisierung in der Milchproduktion hat dazu geführt, dass viele Betriebe die Nachkommen ihrer Kühe nicht mehr selbst aufziehen und verwerten. Damit ist die Kälbermast ein eigener Betriebszweig mit spezifischen Anforderungen und Problemen geworden. Und die Probleme sind leider mannigfaltig. Dies fängt damit an, dass die Kälber eigentlich viel zu früh von ihren Müttern getrennt werden und somit nicht genügend Abwehrstoffe mit der Muttermilch über einen längeren Zeitraum aufnehmen können.

Sodann werden sie nach etwa zwei Wochen, wenn sie noch nicht voll abwehrfähig sind, gegen Krankheiten und Infektionen, oft über Viehmärkte zu einem spezialisierten Kälbermäster verbracht. Dieser erhält dann Tiere von verschiedensten Betrieben, die wiederum verschiedenste Krankheitserreger mit sich führen, die er in einer Gruppe vermischt, für etwa 5 Monate ausmästet. Krankheiten, Durchfall und somit der Einsatz von Antibiotika sind deshalb vorprogrammiert. Dabei ist die Hauptfutterquelle Milch; oft aus Milchpulver. Die Beifütterung von Rohfasern wie Heu oder Gras wird von den Abnehmern oft nicht akzeptiert, weil deren Eisengehalt das Fleisch rot macht. Einzig Stroh oder Mais müssen angeboten werden. Allerdings gibt es keine rationellen Gründe, weshalb weisses Kalbfleisch besser sein sollte als rötliches. Was allerdings bewiesen wurde, ist die Tatsache, dass praktisch alle Kälber nach ausschliesslicher Milchfütterung kranke Mägen hatten.

Wir essen also mit weissem Kalbfleisch eigentlich das Fleisch von kranken und nicht artgerecht gefütterten Tieren.

Dank seiner Arbeit hat der STS erreicht, dass die grossen Schlachthöfe ihre Toleranz bezüglich rötlichem Kalbfleisch erhöht haben, d.h. es wird jetzt nicht nur weisses Kalbfleisch als solches verkauft und entgeltet. Ausserdem fordert er die konsequente Beifütterung von Gras oder Heu in der Kälbermast. Zudem müssen Kälber für eine längere Dauer als heutzutage auf den Geburtsbetrieben bleiben können und nicht über Viehmärkte gehandelt werden. Dies würde die Gesundheit der Kälber insgesamt erhöhen und den Einsatz von Antibiotika verringern. Dann könnten auch alle Kälber in Gruppen gehalten werden und regelmässigen Auslauf erhalten.

Schwarz weisse Katze die hinter einem Metall Gitter sitzt.

Unterstützen Sie uns, den Tieren zu helfen

Helfen Sie uns, den Tieren zu helfen. Mit Ihrer Spende arbeiten wir hartnäckig auf spürbare Verbesserungen für Tiere in Not hin. Die Fach- und Beratungsstellen des Schweizer Tierschutz STS und seine Sektionen setzen sich wirkungsvoll für das Wohl der Tiere ein. Das versprechen wir Ihnen.

Der STS ist als gemeinnützige Institution anerkannt. Ihre Spende können Sie deshalb in der Steuererklärung als Abzug geltend machen.